Man muss beim Begriff "Geschlecht" zwischen dem natürlichen, biologischen Geschlecht von Lebewesen (Sexus, gnéas) und dem grammatischen Geschlecht (Genus, inscne) von Substantiven unterscheiden.
Im Irischen gibt es 2 grammatische Geschlechter oder Genera (inscní): maskulin (firinscneach) und feminin (baininscneach)
Überwiegend werden männliche Lebewesen durch maskuline Substantive bezeichnet, für weibliche Wesen verwendet man überwiegend feminine Substantive.
Hierbei gibt es jedoch einige auffällige Abweichungen zw. Sexus und Genus: z.B.: stail = Hengst ist grammatisch feminin, cailín = Mädchen ist grammatisch maskulin (zur Diminutiv-Endung-ín siehe unten)
Für alle nichtbelebten Dinge gilt: Die Zugehörigkeit zu einer der beiden Gruppen ist meist völlig zufällig, bzw. abhängig von der Abstammung und Endung (siehe unten)
Somit ist das Irische dem Deutschen ähnlich, mit dem Unterschied, daß es im heutigen Irischen kein "sächliches" Geschlecht (Neutrum) mehr gibt.
bei der Verwendung des bestimmten Artikels im Nominativ und Genitiv, einschließlich der folgenden Anlautveränderungen.
(an oder na, Lenition oder nicht, t-Vorsatz vor s- und Vokal oder nicht)
bei der Lenition nachfolgender Adjektive und Genitivattribute
bei der Verwendung [1 ] des Personalpronomens (er = sé oder sie = sí) und des Possessivpronomens (sein / ihr = a mit Lenition / ohneLenition) sowie der Präpositionalpronomina (z.B.: aige = bei ihm, aici = bei ihr, as = aus ihm, aisti = aus ihr)
alle auf -ach (z.B. báisteach = Regen), außer Ableitungen von anderen Substantiven
Bei allen übrigen wird es schwierig. Maskuline Substantive enden im Nominativ oft auf breite Konsonanten,
feminine Substantive dagegen meist auf schlanke.
Die Unterscheidung von Personenbezeichnungen, u.a. Berufsbezeichnungen, nach dem natürlichen Geschlecht (im Deutschen z.B.: Lehrer und Lehrerin) wird im Irischen seltener durchgeführt. Ein múinteoir ist Lehrer oder Lehrerin, je nach Kontext. (Das Wort ist vom grammatischen Genus aber immer maskulin.)
Dennoch gibt es bei Bedarf mehrere Möglichkeiten solcher Unterscheidung:
Die Vorsilbe ban- für Frauen (hiernach Lenition außer t,d), z.B.: bantiarna = Lady, banrinceoir = Tänzerin, banphríosúnach = eine Gefangene, bandia = eine Göttin (selten: Vorsilbe fear- für Männer)
Die Genitiv-Appositionen mná und fir (beide Formen stets unleniert), z.B.: baintreach fir = Witwer, dochtúir mná = Ärztin (vgl. dochtúir ban = Frauenarzt)
selten durch Endungen. Im Gegensatz zum Deutschen sind geschlechtstyp. Endungen die Ausnahme, z.B.: banríon = Königin (Endung zusätzlich zur Vorsilbe ban-, vgl. rí = König), máistreás = Herrin (vgl. máistir = Herr, Meister)
Das Neutrum (an neodar) ist eigentlich völlig verschwunden. Substantive, die im Altirischen sächlich waren, wurden auf das maskuline und feminine Geschlecht verteilt.
Sie gehören oft der 3. Deklination an, so daß Substantive der 3. Deklination heute entweder maskulin oder feminin sind, ohne daß man dies an der Form erkennen kann.
Vage Reste des Neutrums sind an Folgendem zu erkennen:
Eklipse und n-Vorsatz in älteren geograph. Eigennamen nach einst sächlichen Bestandteilen, z.B.: Loch nEathach = Loch Neagh, Muir nIocht = Ärmelkanal, obwohl loch = See heute maskulin ist, muir = Meer heute feminin.
Mundartlich schwankender Gebrauch des Genus (maskulin oder feminin) bei manchen einst sächl. Substantiven
das sächliche Pronomen ea, dessen Gebrauch heute sehr limitiert ist, siehe dort.
Das Wort trian = Drittel war ursprüngl. sächl. Geschlechts, daher häufig Eklipse nach dhá = zwei statt üblicher Lenition: dhá dtrian = zwei Drittel
Die Diminutivendung (iarmhír an díspeagtha) -ín
Diminutiv = Verkleinerungs-, Verniedlichungsform
Die Endung -ín entspricht den deutschen Endungen -chen oder -lein Die Endung wird zumeist nach Palatalisierung angehängt, z.B.: fear = Mann > firín = Männchen, Männlein (nicht palatalisiert wird -ch, -cht, z.B.: luch = Maus > luchín = Mäuschen, teach = Haus > teachín = Häuschen)
Wörter auf -ín gehören der 4.Deklination an und sind im Prinzip, jedoch nicht immer, maskulin.
Hierbei ist zu unterscheiden:
Generell maskulin sind Wörter, die nicht mehr als Diminutiv (Verkleinerungsform) eines Grundwortes aufgefaßt werden bzw. eine neue Bedeutung entwickelten.
(z.B. wird "cailín" nicht mehr als Diminutiv des veralteten "caile" aufgefaßt, ebensowenig wie deutsches "Mädchen" noch als Diminutiv von "Maid, Magd" gesehen wird. Daher ist "cailín = Mädchen" maskulin!)
Im Falle des echten Diminutivs (an díspeagadh) wird es schwerer:
bei maskulinem Grundwort ist natürlich auch der Diminutiv maskulin (z.B.: an firín = das Männchen, an leabhairín = das Büchlein)
bei femininen Grundwort wird:
der Nominativ Singular als feminin betrachtet
(z.B.: an pháirc bheag = der kleine Park > an pháircín bheag = das kleine Pärkchen)
der Genitiv Singular jedoch als masculin betrachtet
(z.B.: cranna na páirce bige = die Bäume des kleinen Parks > cranna an pháircín bhig = die Bäume des kl. Pärkchens)
im Plural ist das Geschlecht nicht erkennbar
(z.B.: na páirceanna beaga = die kleinen Parks > na páircíní beaga = die kleinen Pärkchen)
bei weiblichen Personennamen ist der Diminutiv immer feminin (Brídín, Nóirín)
Heute ist nurmehr die Endung -ín zur Bildung von Diminutiven produktiv. Früher waren auch weitere Suffixe möglich, z.B. -óg (feminin), -án (maskulin), die in vielen Bezeichnungen erhielten blieben. z.B. cnocán = ein Hügelchen, eitleog = Kurzflug (= "Flügchen"), ordóg = Daumen (= "Hämmerchen")
Fußnoten: [1 ]:Maskuline Wörter, die Personen weiblichen natürlichen Geschlechts bezeichnen, können dennoch die femininen Pronomina (an cailín > sí, í) verwenden (und andersherum). Weiterhin stimmen manche Substantive und Pronomen nicht im Geschlecht überein (siehe unter Personalpronomen)
[2 ]: -ún, úr: auch lateinischstämmige Wörter, dort feminin, sind im Irischen maskulin: an náisiún = die Nation, an nadúr = die Natur